Übersetzung des Kapitels A Story of a Lost Opportunity
Diese Geschichte zu erzählen holt eine große Traurigkeit hervor. Vielleicht war diese Chance für einen globalen Bewusstseinswandel, für ein kollektives Erwachen zur Einheit nur eine vage Möglichkeit. Vielleicht war ich naiv zu glauben, dass sich die Menschheit aus all den Machtstrukturen der multinationalen Großkonzerne und der anderen Kräften lösen könnte, die unserem Planeten den Lebenssaft aussaugen. Unsere Muster kollektiver Gier und Ausbeutung sind zu fest etabliert, um der Einfachheit einer Einheit zu weichen, die das ganze Leben umfasst, die für die gesamte Schöpfung sorgt. Die Kräfte der Dunkelheit sind zu dominant. Und so geht der Ökozid weiter und die massive Schändung der äußeren und inneren Welten schreitet immer schneller voran.
War uns dieses Schicksal bestimmt? Hätten wir diese Auswirkung unseres Vergessens, unsere Weigerung, unsere Rolle als Hüter des Planeten anzunehmen, abwenden können? Viele von uns nahmen die Ansätze für ein Erwachen wahr und spürten, wie sich unser Bewusstsein in Richtung Einheit, der Basis unserer Existenz, wandelte. Wir fühlten diese Energie in uns und in der Welt. Viele Einzelne und Gruppen halten weiter dieses Licht eines spirituellen Erwachens. Es gibt diese Ahnung einer „neuen Geschichte" der Menschheit, bei der es um Einheit und allseitige Vernetzung geht—einer gelebten Beziehung zum Ganzen. Und dennoch sehen wir uns mit der Realität der rücksichtslosen Zerstörung des Ökosystems und mit den kollektiven Kräften konfrontiert, die sich weiterhin weigern, nur irgendeine wirkliche Verantwortung zu übernehmen. Und einige von uns haben eine zunehmende Spaltung beobachtet zwischen dem Kollektiv, das in diesem Traum von materiellem Wohlstand gefangen bleibt, und denen, die danach trachten, von einem anderen Bezugspunkt aus zu leben, der die Einheit des Lebens anerkennt und das Heilige in der ganzen Schöpfung respektiert.
Und diese Spaltung, dieses sich entwickelnde Drama von Dunkelheit und Licht, setzt uns dem ewigen Paradox aus: Wenn alles eins ist, wenn die „Einheit des Seins" die Grundbeschaffenheit des Lebens ist, warum sind wir dann allem Anschein nach in dieser Dualität gefangen? Ist sie wirklich oder nur von unserer Konditionierung geschaffen? Es heißt, dass die erste Bewusstseinserfahrung des primitiven Menschen die Dualität von Licht und Dunkelheit gewesen ist, als der Tag der Nacht wich. Im jüdisch-christlichen Mythos entstand das Bewusstsein durch das Essen der Frucht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, was zu unserer Vertreibung aus der essentiellen Einheit des Paradieses führte. Bewusstsein bringt Dualität mit sich und durch das Gewahrsein der Dualität entstehen Wahlmöglichkeit und freier Wille. In der undifferenzierten Einheit der instinktiven Welt, symbolisiert durch die Schlange, die ihren Schwanz frisst (Ouroboros), gibt es weder Bewusstsein noch Wahlmöglichkeit. Erst die Gabe des Bewusstseins bringt Dualität und die Möglichkeit der Wahl.
Wie ich bereits erwähnt habe, ist die menschliche Evolution im Wesentlichen eine Evolution des Bewusstseins, und der Schritt, den die Menschheit geboten bekam, war, den Übergang von einer Welt der Trennung durch das Ego in das Gewahrsein einer größeren Einheit zu machen. Statt der unbewussten Einheit instinktiver Zugehörigkeit zu der Welt der Natur wäre dies ein bewusstes Wahrnehmen der Einheit gewesen, bei dem wir erkennen könnten, wie jeder Teil einem größerem Ganzen angehört.Wir könnten dann auch die Muster wechselseitiger Beziehungsgeflechte wahrnehmen, die Teil der sich entwickelnden Einheit des Lebens sind. Doch um diesen Schritt zu machen, hätten wir freiwillig die Ausrichtung auf unser individuelles Selbst aufgeben müssen. Wieder erforderte ein Schritt in der Evolution des Bewusstseins eine Wahl zu treffen, eine Wahl, die uns mit der uranfänglichen Dualität von Licht und Dunkelheit konfrontierte.
Auf der menschlichen Bühne schließt das Erwachen zur Einheit das Drama der Dualität und der Freiheit der Wahl mit ein. Ein sehr wichtiger Wandel hat innerhalb der Welt stattgefunden und etwas Grundlegendes innerhalb des Lebens hat sich verändert. Doch damit dieser Wandel sein wahres Potential hätte entfalten können, hätte es das bewusste Mitwirken der Menschheit gebraucht. Wir hätten uns vom „Ich" abwenden und unsere Aufmerksamkeit auf das Ganze richten müssen. Man brauchte uns, um mit der neu entstehenden Energie zu arbeiten: einer Energie der Einheit des Lebens. Stattdessen haben wir einen anderen Kurs gewählt.
Die Menschheit ist zu abhängig von ihren Göttern des Materialismus geblieben, zu sehr gefangen in ihren Bildern des Eigennutzes, um darauf richtig reagieren zu können. Wir verharren hinter der Mauer, die wir uns vor langer Zeit errichtet haben und die uns von der Welt des Lichts trennt. Auch haben wir die Warnungen, die uns die Natur geschickt hat, missachtet—wir haben die Zeichen nicht gelesen. Wir haben jetzt den Kipppunkt in den inneren und äußeren Welten überschritten und wissen nicht, was geschehen wird—wir haben keine Modelle für die Zukunft. Was sich klar sehen lässt, ist lediglich die Dunkelheit unseres Verleugnens.
Das alltägliche Leben geht weiter und auf vielerlei Weise scheint es, als hätte sich nichts verändert. Wir lesen immer noch von Kriegen und Terrorakten. Wir scheinen immer am Rand des ökonomischen Zusammenbruchs zu stehen. Und doch bleiben im Westen die Regale in unseren Supermärkten gut gefüllt mit Waren aus aller Welt. Sogar mitten im Sterben eines Traums scheinen wir noch von Wohlstand umgeben. Viele fühlen zwar eine tiefe Traurigkeit in ihrer Seele und in der Seele der Welt, aber verstehen nicht, was der wahre Grund dafür ist, sie wissen nicht, was sie verloren haben.
Die Wege des Lichts scheinen sich von den Pfaden der Dunkelheit getrennt zu haben. Statt einer globalen Einheit besteht eine tiefe Kluft zwischen denen, die sich der wichtigsten Notwendigkeit, nämlich für die Welt Sorge zu tragen, bewusst sind, und jenen, die sich weiter für ihre Ausbeutung stark machen. Die einzig existierende Einheit ist, dass wir alle mit den Auswirkungen dieser Ausbeutung leben. Unsere Autos und Kraftwerke stoßen weiterhin CO2 aus, die Erderwärmung steigt weiter an und die Seele der Welt weint. Das ist die Realität unserer gegenwärtigen Misere. Und wir bleiben stecken in unserer scheinbaren Unwissenheit und wollen nicht wahrhaben, was wirklich passiert.
Womöglich gibt es einen tieferen Sinn für diese Dunkelheit. Und sie hat, wie ich in einem früheren Kapitel erwähnt habe, auch eine Geschichte zu erzählen. Aber von der einfachen menschlichen Perspektive aus besteht das Bedürfnis, uns die Trauer über das, was wir verloren haben, einzugestehen—diese Möglichkeit zur wirklichen Transformation, wie wir mit der Erde und ihren aufkommenden Energien hätten zusammenarbeiten können. Vor vielen Jahren wurde mir der Segen—oder der Fluch—zuteil, zu sehen, was das hätte bedeuten können, welche Zukunft auf uns wartet. Ich sah die Möglichkeit für ein Wiedererwachen des Heiligen und der magischen Natur des Lebens, für eine Rückkehr des Göttlichen in den Alltag und die tiefe, alles durchdringende Freude, die damit einhergehen würde. Ich habe auch die Technologien der Zukunft gesehen, die Energiequellen, die nicht verschmutzen, das Wissen, das die inneren und äußeren Welten zusammenbringt, die Methoden der Schamanen und die Fähigkeiten der Wissenschaftler.
Die Zukunft wartet immer noch, aber wir müssen inzwischen einen höheren Preis für unsere Handlungen bezahlen, für unsere egoistische Gier und für alles, was wir der Welt angetan haben. Es gibt keinen Weg, wie wir den Folgen unseres Tuns, der von uns begangenen Verschmutzung und Schändung, entkommen können. Wir werden lernen müssen, in einer dunkleren Welt zu leben, in der unsere Seele nicht genährt wird, in der eine innere Schönheit nicht mehr existiert. Wie lange das andauern wird, weiß ich nicht. Manche dunkle Zeitalter haben sich über Jahrhunderte erstreckt. Vielleicht müssen wir warten, bis das Öl versiegt, alle Kohle verbraucht, der Meeresspiegel stark angestiegen ist oder unsere Seelen so dürsten, dass etwas tief im Inneren der Menschheit oder der Welt rebelliert. Die alten Energien der Erde sind immer noch lebendig, und wir haben noch nicht einmal angefangen zu verstehen, wie sie einerseits auf die Energie des Wandels und andererseits auf unseren kollektiven Widerstand reagieren. Doch statt es mit irgendwelchen Prophezeiungen zu versuchen, würde ich lieber weiter wach dafür bleiben, was ein jeder Augenblick uns erzählt, und die Zeichen in den inneren und äußeren Welten beobachten wie ein Seefahrer die Winde und Meeresströmungen.
Und aus dem Inneren dieser Verfinsterung steigt ein Ruf auf, dieses letzte bisschen Licht zu bewahren, das Licht, das in uns und im spirituellen Körper der Welt vorhanden ist. So viel ist verloren gegangen, so viel ist durch unsere unaufhörlichen Begierden geschändet worden, doch all jene von uns, die sich der heiligen Notwendigkeit bewusst sind, das zu halten, was noch da ist, halten es in unseren Herzen und in unserem wirklichen Gewahrsein. Das Licht des Heiligen braucht unsere Fürsorge und unseren Schutz. Vielleicht wird es irgendwann das Kind mit den Sternenaugen zur Welt bringen, für die Zukunft, deren Samen immer noch um uns herum sind. Ohne unsere Beziehung zu diesem Licht kann nichts geboren werden, und die Dunkelheit wird dann jede wahre Hoffnung verschlingen. Jene von uns, die sich bewusst sind, was uns gegeben worden ist, die um die erwachende Einheit wissen, werden gebraucht, um den tieferen Sinn des Lebens, das Entfalten der Seele der Welt zu bewahren. Wir müssen auf das Herz der Welt und auf die wichtigste Botschaft des Lebens—die Liebe—eingestimmt bleiben, auch wenn das Drama in der äußeren Welt noch so viel Raum einnimmt.
Doch zum gegenwärtigen Moment spüre ich die Notwendigkeit, die von uns verpasste Chance zu erkennen, sei es auch nur für einen Augenblick. Wir können es uns nicht leisten, weiterhin zu ignorieren, was geschehen ist, und wir müssen unsere Verantwortung dafür annehmen. Vielleicht fangen wir dann an, die Lektion zu lernen, die uns das Leben lehrt. Vielleicht können wir dann zu unserer wahren Aufgabe als Hüter des Planeten und unserer gemeinsamen Evolution zurückkehren.