Übersetzung des englischen Artikels A Lover's Journey: A Story of the Sacred Feminine
Als ich neunzehn war, traf ich meine Lehrerin, eine Frau Mitte sechzig, gebürtig aus Russland, die kurz vorher aus Indien zurückgekehrt war, wo sie von einem Sufi Meister geschult worden war. Vier Jahre später, als ich in ihrer kleinen Meditationsgruppe saß, verliebte ich mich in eine junge Frau, die kürzlich aus Israel nach London gekommen war und meine Frau werden sollte. Als ein tiefgründiger junger Mann, der auf Meditation und die Verwirklichung einer formlosen Wahrheit fokussiert war, öffnete mich der Sufi-Pfad ganz unerwartet für das Mysterium des Weiblichen und für das Wunder der Liebe, menschlich und göttlich zugleich, formlos und greifbar.
Ich kam aus einer Familie der englischen oberen Mittelklasse und hatte die Jahre von sieben bis siebzehn in Jungen-Internaten verbracht. Mit sechzehn hatte ich begonnen, Zen-Meditation zu praktizieren, wodurch ich in einer inneren Welt der Leere erwachte, was mich auch zum Fasten und anderen asketischen Übungen führte. Doch nun wurden sowohl mein Herz als auch mein Körper in unvorhergesehener Weise berührt, und das heilige Weibliche begann mich zu lehren, mich für ihr Wunder zu erwecken, für die Feinheiten einer Liebe, die sowohl den Körper als auch die Seele umfasst. Ich wurde aus dem Kloster heraus in einen Garten der Schönheit geführt—duftend, verführerisch, voller Farben und Leidenschaft. In den folgenden Jahren lehrte sie mich über ihre verborgene Natur, wie sie eine Seele für das Göttliche öffnen, sie mit Liebe und Sehnsucht erfüllen und so eines Menschen spirituelles Selbst hervorbringen kann. Und weitaus tiefgründiger noch, wie sie in ihrem Körper und Sein die heilige Substanz der Schöpfung trägt, das tiefste Geheimnis des Lebens. (1)
Für einen jungen Mann, der innigst verliebt ist, gehen Schönheit und Leidenschaft, Liebe und Sehnsucht Hand in Hand. Sowohl die Seele als auch der Körper rufen nach Vereinigung, da sind Tränen und Zärtlichkeit. Ich lernte die weibliche Seite der Liebe kennen, eine Sehnsucht, die das ganze Sein zerreißt. Manchmal galt diese Sehnsucht meiner physischen Geliebten, und manchmal war es eine unsichtbare, innere Liebende, die mich rief und nach mir verlangte. So viele Nächte habe ich geweint, so viele Tränen habe ich vergossen. Meine Lehrerin pflegte zu sagen, dass sie aus Indien ein kleines Taschentuch mitgebracht hatte, das einst blau, nun aber weiß war, gebleicht von all den Tränen, die sie geweint hatte, während sie im Garten ihres Lehrers gesessen hatte. Wirkliche Liebe ist ein starkes Gift, wieder und wieder scheint das Herz zu brechen. Erst später erfuhr ich, wie dieses Leiden, diese Tränen, ein Teil der Sufigeschichte sind, des Weges, auf dem wir durch die Sehnsucht der Liebe zu Gott zurück genommen, auf dem wir von uns selbst geleert werden, damit wir von einer tieferen Gegenwart erfüllt werden können. In Rumis Worten:
“Kummer um Seinetwillen ist ein Schatz in meinem Herzen. Mein Herz ist Licht über Licht, eine wunderschöne Maria mit Jesus im Schoß.”
Die Leidenschaft der Seele ist zutiefst weiblich, der Schrei des Herzens ist eine Weise, auf die wir geläutert und für eine Liebe bereit gemacht werden, die jede Zelle des Körpers durchdringt, ebenso wie die allertiefsten Tiefen der Seele. Der Kummer der Liebe ist machtvoll und hat eine transformative Qualität. Mehr als äußere Entbehrungen ist es auf dem Sufi-Pfad diese innere Pein, die uns auf dem Weg weiterzieht und uns mit Zärtlichkeit und Feuer verbrennt.
Und im tiefsten spirituellen Mysterium des Weiblichen—aus dem Innern dieses Schreis, aus diesen Tränen—wird etwas geboren, unerwartet, jenseits von allem, was wir uns vorzustellen vermochten. Ich erinnere mich an die erste Erfahrung, als ich eines Nachmittags in der Meditation eine Liebe erfuhr, die wie Schmetterlingsflügel am Rande meines Herzens begann und dann jede Zelle in meinem Körper berührte. Wie beim ersten Kuss einer Herzensgeliebten fühlte ich mich belebt von Liebe, zart, intensiv. Über die Jahre sollte diese Liebe wieder und wieder kommen, tiefer, länger während, bis zuweilen alles, was blieb, Liebe war—sowohl Körper als auch Verstand waren aufgelöst. Aber dieses erste Mal war ein Wunder, das ich niemals erwartet hätte. Ich kannte das intensive Verlangen nach der Wahrheit und die berauschenden, formlosen inneren Ausblicke in der Meditation. Aber dieses Öffnen für die Liebe, das Erwecken der Liebe im Körper, war wie Farben, die in einer grauen Welt aufleuchten.
Diese weibliche Seite der Liebe lehrte mich nicht nur etwas über Leidenschaft und Schönheit, vielmehr lernte ich auch etwas über viele Eigenschaften des Weiblichen, die ich später als wesentlich für das mystische Leben verstand. Die Liebe, und eine Frau, können dich Zärtlichkeit und den Wert von Sanftheit lehren—wie das Herz erweicht werden muss, zart gemacht für den Geliebten. Wir werden von der Liebe weich gemacht, so dass die göttliche Gegenwart leichter in unser Sein einfließen kann.
Der Liebende lernt auch geduldig zu sein und zu warten. Liebe kann man nicht einfordern oder erzwingen. Der Liebende wartet an der Schwelle—tagelang, wochenlang, manchmal jahrelang—und kennt nur die Sehnsucht oder eine öde Trostlosigkeit. Dann öffnet sich eines Tages, immer unerwartet, die Tür und die Liebe nimmt dich in ihre Kammer, wo Süße sich in Ekstase und Verzückung wandelt, die eine Minute, eine Stunde, eine Ewigkeit andauert. Dann ist man, fassungslos, wieder zurück am Eingang, und Glückseligkeit wird zu Verzweiflung. Und so wird man unerträglich verwundbar gemacht, von innen nach außen gekehrt, von der Liebe gebrochen, bis jene Berührung wiederkommt und man heil gemacht wird, vollständig, mit der Liebe wieder verschmolzen.
Sie lehrt uns zu warten, geduldig zu sein, denn die Wege des Geliebten sind nicht unsere Wege. Und sie zeigt uns, wie wichtig es ist, empfänglich zu sein, das tiefste weibliche Mysterium, das zu Schöpfung und Geburt gehört. Für Mystiker ist Empfänglichkeit eine zentrale Übung, die "göttliche Empfänglichkeit" genannt wird und bei der wir innerlich aufmerksam sind, lauschen und auf den Ruf unseres Geliebten warten. Unser Herz wird zu einem Raum, in dem wir mit dem Ohr des Herzens lauschen können, lernen, mit dem Auge des Herzens zu sehen und letztlich selbst ein Raum sind, in dem der Geliebte geboren werden kann, um in uns eine lebendige Gegenwart zu sein. Dies ist das Wunder von "Licht über Licht".
In Schweigen, Empfänglichkeit, Meditation und Stille bieten wir uns jeden Tag unserem Geliebten dar. "Ich biete Dir das Einzige, was ich habe: mein Vermögen, von Dir erfüllt zu werden." Liebe lehrt uns Hingabe, uns selbst zu geben. Später lernen wir dann die spirituelle Bedeutung der Hingabe—wie die Hingabe uns zurück in die Vereinigung zieht—aber zuerst wird sie gelebt, nicht als ein spirituelles Konzept, sondern als etwas, das zur Straße der Liebe gehört, jener Einbahn-Straße, von der wir niemals zurückkehren können. In der Liebe geben wir uns wieder und wieder, wir öffnen unser Herz und unseren Körper, und manchmal werden wir von der Liebe eingenommen, doch oftmals fühlen wir uns hilflos, verloren oder verlassen. In unserer Traurigkeit, in unseren Tränen wissen wir nicht um das tiefere Geheimnis der Einheit: dass unser Schrei der Schrei des Geliebten ist, unser Gebet das Gebet der Liebe.
In dieses Mysterium war ich durch die Augen einer Frau und eine Sehnsucht in meinem Herzen hineingenommen worden. Das Gewirr ihrer Locken, die Weichheit ihres Körpers hatten mich eingenommen und mich gelehrt, was spirituelle Texte nicht vermochten. Göttliche Liebe ist eine spirituelle und eine physische Erfahrung, und in einer Frau sind beide vereint, Körper und Seele. Die indische Dichterin und Prinzessin Mirabai kannte dieses Geheimnis. Sie war verliebt in Krishna, ihren "Dunklen Herrn", und sie verließ ihren Palast, um vor ihm zu tanzen. Sie hatte die Verzückung der Seele mit ihrem Dunklen Herrn erfahren und spricht von den "verborgenen Schätzen" des Körpers:
Oh Freundin, sieh: der Körper,
ist wie der Ozean,
reich an verborgenen Schätzen.Öffne deine innerste Kammer und entzünde ihr Licht.
Im Körper da sind Gärten,
außergewöhnliche Blumen, die innere Musik;
im Körper ein See der Glückseligkeit,
auf dem sich die weißen Seelenschwäne erfreuen.Und im Körper ein riesiger Markt—
geh dorthin, handele,
verkaufe dich selbst für einen Gewinn, den du nicht ausgeben kannst.Mira sagt, ihr Herr ist jenseits von Lobpreis.
Lass sie nah bei deinen Füßen wohnen.
In ihren Worten der Verzückung liegt eins der tiefsten Mysterien des Weiblichen: wie sich in ihrem Körper "Gärten, außergewöhnliche Blumen und die innere Musik" finden. Das ist nicht einfach nur erotische Bildersprache, es spielt vielmehr auf das Geheimnis der Schöpfung an und auf die Schönheit und das Wunder, die zu dieser essenziellen Substanz gehören. Ohne diese Qualität des Weiblichen gäbe es keine Freude, die Magie des Lebens wäre nicht gegenwärtig. Farben und Düfte würden in dumpfen, grauen Tagen untergehen.
Weil eine Frau, jede Frau, das Potential hat, Leben hervorzubringen, das Licht einer Seele in die stoffliche Welt zu bringen, besitzt sie diese verborgene Substanz, die heilige Substanz der Schöpfung. Sie ist in den Zellen ihres Körpers und in ihrer spirituellen Natur. In ihr sind das Sichtbare und das Unsichtbare miteinander verschmolzen. Sie gehört zur Alchemie der Liebe, welche selbst Schöpfung ist, aus der Liebe geboren. Und sie trägt eingebrannt auch unsere tiefe Liebe für die Erde, für die Welt, die uns Leben und Nahrung gibt-die uns unsere Existenz gegeben hat.
Dass so viele Frauen nicht einmal von dieser essenziellen Substanz in ihnen wissen, ist eine der großen unbemerkten Tragödien unserer gegenwärtigen Zeit. Die Mysterienschulen von Eleusis, in denen diese Mysterien jahrhundertelang gelehrt wurden, sind in Vergessenheit geraten, und weil es eine mündliche Tradition war, gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen. Und die Macht des Patriarchats hat es aus unserem kollektiven Gedächtnis wegzensiert. Eine Spur davon mag noch in der Beziehung von Jesus zu Maria Magdalena geblieben sein, die "von Jesus mehr als andere geliebt wurde", und auch in der Symbolik, dass sie die Erste war, die den auferstandenen Christus am leeren Grab sah (2). Aber das sind nur noch Echos einer uralten esoterischen Tradition, in die damals viele Frauen eingeweiht wurden. Nun ist sie traurigerweise in Vergessenheit geraten, und den Frauen wurde ihr Erbe verweigert.
Diese Substanz ist es, die einen bloßen Existenzkampf in eine freudige Erfahrung des Lebens mit all seinen Farben und Aromen, seinen Tragödien, Herzschmerzen und seiner Glückseligkeit verwandelt. Sie ist der Same der Blume des Lebens—und sie ist im Körper einer Frau gegenwärtig. Und weil die Mysterien des Weiblichen heute leider nicht mehr gelehrt werden, wissen die meisten Frauen nicht einmal von ihrer Existenz. Sie mögen ihre Gegenwart in der verführerischen Macht ihrer Sexualität spüren, aber dies ist nur ein geringer Teil ihrer Magie. Weil sie nicht nur physisch ist, sondern auch spirituell—Geist in Materie, verschmolzen, vereint, in Liebe verbunden.
Meine Frau hat mich dieses wesentliche weibliche Mysterium gelehrt, und wie es sich auf das Heilige im Leben bezieht. Es ist eines der größten Geschenke, das eine Frau einem Mann geben kann (3), weil es dem Mann helfen kann, sich wieder mit seiner eigenen Seele als einer verkörperlichten Präsenz im Leben zu verbinden. Es gehört zum Mysterium der Liebe und bringt Schönheit, Magie—den Garten, die Blumen, die innere Musik, die Mirabai beschreibt—aber auch etwas Unbestimmbares—"hier ist das tiefste Geheimnis, das keiner kennt ... und dies ist das Wunder, das die Sterne in Bahnen hält" (4) Durch dieses einfache Geheimnis wird unsere alltägliche Existenz lebendig und bekommt einen Sinn, in dem wir mit dem Leben als Ganzes wieder verbunden sind—ein funkelnedes Wundergewebe.
Die Erde ist dabei zu sterben, ihre Flüsse werden unfruchtbar, die Luft ist verschmutzt. Ausbeutung und Konsumismus plündern den Planeten aus und zerstören dabei das empfindliche Netz des Lebens. Und auch die innere Welt der Seele wird entheiligt, weil wir ihre heilige Natur vergessen haben, und sie wird von den Folgen unserer Gier vergiftet. Es ist notwendig und lebenswichtig, unseren Planeten zu heilen und zu erneuern, und dies kann nicht einfach nur durch grüne Technologie und Drosselung des Kohlendioxid-Ausstoßes erreicht werden. Wir haben diesen "Kipppunkt" überschritten und brauchen eine tiefergehende Transformation.
Ohne das Weibliche kann nichts Neues geboren werden—dies ist eine einfache und essenzielle Wahrheit. Gegenwärtig leidet unsere Welt unter einer männlichen Erzählung der Trennung: dass wir voneinander und von der Erde getrennt sind. Um dies zu erlösen und zu heilen, müssen wir eine Geschichte zum Leben bringen, die sich auf der Einheit gründet, dass wir wechselseitig mit der ganzen Schöpfung verbunden und verwoben sind—ein integraler Teil des Lebensnetzes—das, was der Zen-Mönch Thich Nhat Hanh "interbeing" ("intersein") nennt. Es ist das Weibliche, Sie, die instinktiv all die Verbindungen im Leben versteht, die Beziehungsmuster, die das Leben zusammenhalten. Sie hat eine natürliche Beziehung mit der Ganzheit des Lebens. Sie weiß, dass alles verbunden ist, und weiß dies nicht aus dem Verstand heraus, sondern aus dem tiefen Wissen, das zum Leben selbst, zu den Zellen ihres Körpers gehört.
Doch noch wichtiger ist, dass das Licht im Körper einer Frau, ihre heilige Substanz, Heilung und Erneuerung bringt. Dies ist das Mysterium der Wiedergeburt, verdeutlicht im Mythos von Demeter und Persephone, der wesentlich für die weiblichen Mysterien war: der Abstieg in die Dunkelheit, aus dem in jedem Frühling die Erneuerung kam. Wir befinden uns nun in einer Zeit der Dunkelheit und haben das Licht des Heiligen in unserem täglichen Leben verloren. Die einfachen Rituale des Kochens und Reinigens, Säens und Erntens, werden nicht mehr heilig gehalten, die Feuer der Tempel der Priesterinnen sind seit Langem ausgelöscht. Wir brauchen die Saat der Neugeburt, die zum Schoß des Weiblichen gehört, jenem heiligen Ort, wo neues Leben ins Sein kommt.
Dies ist der wichtigste Beitrag des Weiblichen in dieser Zeit. Es ist eine lebenswichtige Notwendigkeit. Doch dieses angeborene Wissen, dieses Mysterium und diese Magie, sind tragischerweise verhüllt, sind so vielen Frauen verborgen. Heutzutage sind im Westen viele Frauen vom spirituellen Leben angezogen, und ich frage mich manchmal, ob dies daran liegt, dass sie auf der Suche nach diesem Geheimnis sind, und dass sie auch eine Rolle spielen sollen in der spirituellen Erneuerung des Lebens selbst.
Wie diese heilige Substanz der Erde zurückgegeben wird, ist ein Geheimnis, das darauf wartet, offenbart zu werden. Auf einer individuellen Ebene, von einer Frau zu einem Mann, wird diese heilige Substanz durch den Sexualakt gegeben (obwohl es tiefer geht als ein lediglich physischer Akt), und es wird auch in einigen Frauen als ein uraltes instinktives Wissen gehalten. Meine Auffassung ist, dass Frauen durch Gebet und tiefes inneres Lauschen diese heilige Beziehung mit der Erde wieder entdecken und sich mit ihr verbinden können. Es gibt viele Arten, mit der Erde zu beten: von der einfachen Gartenarbeit, die wir mit Liebe und Fürsorge tun, zum Gehen in heiliger Haltung—jeder Schritt ein gelebtes Gebet für die Erde(5) oder in Stille zu sitzen und tief nach innen zu gehen, wo unsere Seele und die Weltseele zusammentreffen. Wenn ich etwas vom Weiblichen gelernt habe, so sind es die Kraft und Wirksamkeit von Empfänglichkeit, und wie man mit Geduld darauf wartet, dass ein tieferes Wissen gegeben wird.
Auf meiner Reise des Lebens erfuhr ich die Ehre, diese Eigenschaften des Weiblichen gezeigt zu bekommen und wie sie ins Leben hineingewebt werden können, in die Geschichten, die wir leben. Sie bringen eine bestimmte Farbe in das Geflecht des Lebens—eine Farbe, die ein schlummerndes Mysterium und ein Gefühl für Zugehörigkeit erweckt. Hier erfährt das Leben seinen eigenen Sinn, nicht als Überleben sondern als Wunder. Und hinter diesem Mysterium liegt das größte Geheimnis: Dass das Leben eine Liebesbeziehung ist, die aus der Liebe geboren wird. Dieses Geschenk des Weiblichen kann nur durch Liebe gegeben werden, durch eine Offenheit der Seele. Und in der Beziehung zur Erde kann es nur gänzlich lebendig werden durch unsere Liebe zur Erde. Die Erde spricht zur Seele, dass Sie diesen Funken braucht, dieses Licht; und die Frau, die das Mysterium der Liebe in ihrem eigenen Sein kennt, kann antworten, kann geben, was gebraucht wird—von ihrer Seele zur Seele der Welt, von ihrem Körper zum Körper der Erde.
Diese heilige Substanz in der Schöpfung ist das kostbarste Geschenk des Lebens. Wir können sie fühlen in der Freude eines neugeborenen Babies—die Augen noch nicht fokussiert—, hören im Lachen der Kinder, sehen in der Schönheit eines Regenbogens und schmecken in einem einfachen Mahl, das mit Liebe zubereitet wurde. Sie ist überall um uns herum in der unaufhörlichen Vielfalt des Lebens und erschafft sich immer wieder neu—in den wundersamen Weisen, in denen das Heilige Form annimmt. Der Liebende kann ihre Kraft und Magie, die tiefer ist als Glückseligkeit, durch das Verschmelzen mit seiner Geliebten erfahren. Sie bringt Seele und Körper zusammen und hält sie beide in Liebe umfangen. In der Erde vereint sie Ihren Körper mit Ihrer Seele, der Anima Mundi, die den Alten vertraut war. Durch Ritual und Verehrung wurde diese Kommunion lebendig gehalten von den Priesterinnen, die in die Geheimnisse der Schöpfung eingeweiht waren. Und jetzt, da ein Licht verlöscht, da die Welt von den dunklen Träumen des Materialismus zugedeckt wird, da das Heilige dahinschwindet, brauchen wir diese Wiederverbindung, diese Rückkehr zur Liebe. Etwas schreit danach, ruft nach dem Weiblichen, bei ihrer Heilung und Wiedergeburt zu helfen, ruft nach dem Heiligen, in neuer Weise lebendig zu werden, damit eine neue Geschichte für die Erde und die ganze Menschheit erzählt wird.
(1) Was die Sufis das "Geheimnis des Wortes 'Kun!'" ('Sei!') nennen.
(2) Um die Macht des Weiblichen zu leugnen und möglicherweise, um eine Führungsrolle von Frauen in der Kirche zu unterdrücken, hat die christliche Kirche fälschlicherweise Maria Magdalena als Prostituierte dargestellt.
(3) Es wird oft durch Liebemachen gegeben, und in den alten Tempeln war es ein Teil des Mysteriums der heiligen Prostituierten.
(4) E.E. Cummings: "[i carry your heart with me(i carry it in]". "[Ich trage dein herz bei mir(ich trage es in]" (Deutsche Übersetzung von Lars Vollert)
(5) "Gehe, als küsstest du die Erde mit deinen Füßen." Thich Nhat Hanh.