Übersetzung des englischen Artikels Darkness and Light
Vor einigen Jahren kehrte ich aus der Meditation mit einem Satz zurück, der mich verwirrte und befremdete. Die Worte, die ich bekommen hatte, waren einfach: "Die dem Licht folgen, folgen dem Licht, die der Dunkelheit folgen, bleiben hier." Damals lag der Fokus meines Schreibens und Lehrens auf der Einheit: Ich erforschte, wie die nächste Stufe unserer Evolution, das Erwachen zum Bewusstsein der Einheit, sein würde, zu diesem Bewusstsein, dass wir alle Teil eines in sich zusammenhängenden spirituellen Organismus sind. Und da wurde mir eine tiefsinnige, fast paradoxe Aussage vermittelt, die etwas anderes ausdrückte, nämlich dass es eine Spaltung zwischen denen geben würde, die sich dem Licht anschließen, und denen, die der Dunkelheit folgen. Das ließ bei mir ein seltsames Gefühl des Unbehagens zurück.
Seitdem habe ich immer wieder darüber meditiert und versucht, diese Botschaft zu verstehen. Ich verfolgte über die Jahre die Geschehnisse in der Welt, lauschte nach innen, hörte mir die Träume und Visionen anderer an und gewann die Überzeugung, dass wir in einer solchen Zeit der Spaltung, der Trennung zwischen Dunkelheit und Licht angekommen sind. Schaut man sich in dieser vom Materialismus eingesponnenen, von völliger Missachtung des Heiligen beherrschten Welt um, gibt es kaum etwas, das auf eine Welt des Lichts hindeutet.
Stattdessen scheinen die Kräfte der Dunkelheit mit ihrer Gier, mit ihrer globalen Ausbeutung und beispiellosen ökologischen Zerstörung und Schändung der Welt die Macht übernommen zu haben. Jedes Mal wenn wir die Möglichkeit haben, kollektiv eine Entscheidung zu treffen, die hilfreich für die Menschheit und die Umwelt wäre, wie zum Beispiel auf der Klima-Konferenz von Kopenhagen 2009 oder dem Klima-Gipfel in Rio in diesem Jahr, haben wir der Ausbeutung den Vorrang vor der wahren Sorge um das Wohlergehen unseres Planeten gegeben. Tatsächlich wandelte sich der Begriff "Nachhaltigkeit" auf dem Gipfel in Rio in "nachhaltiges Wachstum" um. Indem die Menschheit ausschließlich auf den materiellen Fortschritt schaut, hat sie ihre heilige Rolle als Hüter des Planeten vergessen.
Und doch gibt es auch Zeichen eines spirituellen Erwachens. Die Grundwahrheit der Einheit, der Zugehörigkeit zu einem vernetzten lebendigen Ganzen ist längst nicht mehr eine Idee von Außenseitern. Viele Menschen in verschiedensten Teilen der Welt haben die Sehnsucht, zum Heiligen zurückzukehren und eine Verbindung mit dem Göttlichen in sich und im Leben zu leben. Viele sind unzufrieden mit den Werten des Materialismus und der seelenlosen Zivilisation, die er fördert. Leute streben als Einzelne und in Gruppen danach, eine Lebensweise zu schaffen, die auf der Beziehung zum Heiligen basiert. Oft hat man den Eindruck, dass diejenigen, die das Verlangen haben, in diesem erwachenden Licht zu leben, und diejenigen, die tiefer und tiefer in die Süchte des Materialismus gezogen werden, auf verschiedenen Planeten leben.
Manche warten und hoffen darauf, dass die Prophezeiungen des Maya-Kalenders bedeuten, dass Ende 2012 die erwartete globale Transformation stattfinden wird. Andere sehen düsterere Zeichen am Horizont und ahnen, dass wir uns wenige Minuten vor zwölf, vor dem ökologischen und ökonomischen Kollaps befinden, vor einem noch nie dagewesenen "Kipp-Punkt", dessen Auswirkungen niemand vorhersagen kann. Wir haben alle unsere Hoffnungen und Befürchtungen, von denen wir einige miteinander teilen, andere für uns behalten. Aber wir können nicht abstreiten, dass in der inneren und äußeren Welt grundlegende Veränderungen vor sich gehen. Ist das eine Krise oder eine Chance—oder beides?
Mein Gefühl ist—und damit verbunden eine tiefe Traurigkeit—, dass wir den "Kipp-Punkt" erreicht, wenn nicht sogar überschritten haben und die Menschheit kollektiv ihre Entscheidung getroffen hat. Sie hat sich dafür entschieden, ihre Träume vom ökonomischen Wohlstand ohne Rücksicht auf die Umwelt und ihre Seele weiter zu verfolgen. Kollektiv haben wir es abgelehnt, wirkliche Verantwortung für unsere Handlungen zu übernehmen, für die massive Dezimierung der Arten, die globale Erwärmung und die Verschmutzung, die wir weiterhin verursachen. Die Menschheit hat sich entschlossen, das Heilige im Gesamt des Lebens missachtend, in der Dunkelheit zu bleiben.
Wir können nicht zur Einfachheit des Lebensstils indigener Stämme zurückkehren und auch nicht Jäger und Sammler werden. Aber wir hätten einen Übergang in Richtung auf eine wirkliche Nachhaltigkeit zustande bringen können, die für das gesamte Leben und seine heilige vernetzte Natur Sorge trägt. Stattdessen haben wir die kollektive Entscheidung für "nachhaltiges Wachstum" getroffen, ohne dessen Konsequenzen zu berücksichtigen. Wir haben unser eigenes materielles Wohlergehen vor das Wohl des Ganzen gestellt. Unsere Anbetung der falschen Götter des Materialismus ist ein Phänomen, das inzwischen zur weltumfassenden Zerstörung geführt hat.
Was dies für die Seele der Menschheit bedeutet, können wir nicht einmal im Ansatz erfassen. In ihrer ganzen Geschichte hat sich die Menschheit noch nie kollektiv so entschieden—fast alle Kulturen der Vergangenheit lebten mit einer tief verwurzelten Verbindung mit dem Heiligen, wie auch immer das zum Ausdruck kam—, eine solche Entscheidung wäre unvorstellbar gewesen. Und besonders erschreckend dabei ist jetzt, dass wir offenbar kein Bewusstsein von dieser Wahl und ihren möglichen Konsequenzen haben.
In unserer Arroganz und Ignoranz haben wir entschieden, unsere Rolle als Hüter des Planeten zu vergessen. Wir haben uns dazu entschlossen, den Schrei des Lebens zu überhören, während wir weiter seine Wasser vergiften und seine Arten zum Aussterben bringen. Uns ist nicht einmal bewusst, dass es auch eine spirituelle Dimension unseres beispiellosen Ökozids gibt, den wir so rücksichtslos betreiben. Unsere Entheiligung hat ein inneres Ödland hervorgebracht, das riesiger ist als die Tar Sands in der kanadischen Provinz Alberta. Und als Folge davon wird die heilige Substanz, die notwendig ist, um die Seele der Menschheit zu nähren, immer schwächer, und bald wird sie nicht mehr zugänglich sein.
Traditionell wurde diese Substanz durch die heiligen Gebräuche der Menschheit, ihre Gebete, Symbole und Zeremonien, genährt. Wenn zum Beispiel die Pomo Indianer von Nordkalifornien ihre Körbe flochten, gingen die Frauen hinaus und beteten über den Gräsern, bevor sie sie abschnitten. Beim Flechten ihrer Körbe zogen sie das Schilf oder die Gräser durch den Mund, um sie anzufeuchten und beteten dabei. Auf diese Weise vereinigte der Korb die physischen und spirituellen Anteile des Lebens. So ging man mit allen Aspekten des Lebens um, Kette und Schuss des Materiellen und Spirituellen wurden zu einem Lebensgewebe verwoben, das nie anders als heilig war. Indigene Völker sahen ihr Leben als Kommunion mit der Erde und dem Geist, die sie und gleichzeitig die Schöpfung nährte, und beide waren so miteinander verbunden, dass es unmöglich gewesen wäre, auch nur zu denken, das eine könnte ohne das andere genährt werden.
Doch wir haben diese heiligen Gebräuche verloren und ihren Sinn vergessen. Und jetzt ist unsere westliche Konsumkultur, die keine Beziehung zur heiligen Dimension der Schöpfung hat, zu einem globalen Moloch geworden. Die heilige Substanz in der Schöpfung, die unserer Existenz zutiefst Sinn verleiht, ist kaum noch vorhanden: Die Seele der Menschheit verhungert und wir merken es noch nicht einmal. Hat die Menschheit, so gefangen in der Dunkelheit, die wir geschaffen haben, überhaupt noch eine andere Wahl als in dieser seelenlosen Welt zu verharren?
Und dennoch ist diese Dunkelheit nicht alles, was da ist. Es gibt ein Licht, das uns ruft. Diejenigen, die darauf antworten, schauen zu einer anderen Weise des Daseins—einer Weise, bei der sie nicht vom Materialismus und dem ihn begleitenden Vergessen des Heiligen verführt werden. Auf verschiedensten Wegen streben sie danach, das Licht des Göttlichen zu leben. Aber dieses Licht kann nicht mehr die Dunkelheit unseres kollektiven Bewusstseins durchdringen. Für das Licht ist es immer schwieriger, in einer Welt derart bar des Heiligen zu existieren—da gibt es nichts mehr, was es erhalten kann. Die Bahnen des Lichts sind dabei, sich von der Welt der Dunkelheit zu trennen. Die Worte, die mir vor Jahren vermittelt wurden, drücken immer mehr eine Wahrheit aus, die ich erst jetzt anfange zu verstehen.
Wie können wir Zugang zum Licht bekommen? Die Welt des Lichts ist immer gegenwärtig, doch sie wird von den Wünschen des Ego und unseren instinktiven Trieben zugedeckt. Unsere grundlegenden Triebe wie Lust und Aggression sind sehr greifbar, einige unserer selbstsüchtigen Handlungen und Haltungen sind ebenfalls sehr deutlich. Andere Verführungen durch das Ego sind jedoch viel subtiler. So hat in unserer derzeitigen Kultur das Ego zum Beispiel ein Bild des spirituellen Lebens erschaffen, das subtil den Zwecken des Ego dient. Die Spiritualität, die jetzt auf unserem Marktplatz als Mittel zur Selbstentwicklung und Selbstermächtigung statt des Dienens feilgeboten wird, hat ein Netz der Täuschung geschaffen. Ihre Versprechungen, die auf die Sehnsüchte und Begierden unseres Ego abzielen, verhüllen uns die Einfachheit unseres wahren Selbst. Das wahre Licht des Göttlichen kann nicht vermarktet oder verkauft werden, denn es ist wie das Sonnenlicht frei und gehört uns allen. Und doch kostet es etwas: Es erfordert ein Bewusstsein ohne die Verzerrungen des Ego. Mit diesem Bewusstsein geht die wirkliche Verantwortung einher, die immer im Dienst des Höchsten steht.
Wollen wir im Licht gegenwärtig sein, müssen wir uns vom Ego und seinen Mustern der Selbstsucht abwenden. Wir werden dann erleben, wie sich eine völlig andere Welt um uns herum öffnet. Das höhere Wissen, das zur Welt des Lichts gehört, wird allmählich zugänglich. Im Licht erkennen wir dann viel klarer die Einheit unserer multidimensionalen Welt, die "Einheit des Seins", die die Mystiker schon lange als die wahre Natur der Existenz kennen. Und wir werden lernen, nach den Weisen der Einheit zu leben, die sich sehr von den Kämpfen und Anforderungen der Dualität unterscheiden—der scheinbaren Welt des Getrenntseins, die wir über Jahrhunderte bewohnt haben. Das Heilige wird wieder gegenwärtig sein, wenn auch auf neue Weise—nicht als etwas wonach man sucht oder sich sehnt, sondern als etwas Natürliches in uns und um uns—das Göttliche, das wieder unmittelbar mit uns kommuniziert. Und diese Beziehung wird unweigerlich die Schöpfung mit einschließen: ein Gewahrsein des Lichts des Göttlichen innerhalb des gesamten Netzes des Lebens. Wieder werden wir fähig sein, die Offenbarungen im Buch der Natur zu lesen, und lernen, wie wir mit der wahren Magie der Schöpfung wirken können. Das ist die Zukunft, die uns in diesem Moment der Zeit angeboten wird.
Im Augenblick sieht es so aus, als würden die beiden Realitäten nebeneinander existieren. Menschen, die in denselben Städten, denselben Straßen leben, befinden sich bereits in sehr auseinanderstrebenden Welten. Da gibt es diejenigen, die die Gefahren des Klimawandels leugnen und denken, wir könnten ohne Risiko ökonomisches Wachstum betreiben. Überzeugt vom Mythos des Fortschritts, setzen sie, blind für jegliche Konsequenz unserer zerstörerischen Lebensweise, auf Technologien, die uns retten sollen. Die Auswirkungen des fortgesetzten Ökozids und die damit verbundene Entheiligung der inneren Welt der Seele kommen ihnen gar nicht zu Bewusstsein. Und wiederum gibt es viele andere, die eine völlig andere Realität kennen, in der innere und äußere Nachhaltigkeit und ein Wiedererwachen des Heiligen lebendige Grundwahrheiten sind. Wie diese Gruppierungen zukünftig zusammen weitermachen werden, ist ungewiss.
Worauf es zum jetzigen Zeitpunkt wirklich ankommt, ist die individuelle Wahl, die wir treffen. In unserer Welt des freien Willens ist jeder von uns aufgefordert, eine Entscheidung zu fällen: dem Licht zu folgen oder der Dunkelheit. Die Dunkelheit ist sehr präsent um uns herum und verlockt uns unaufhörlich mit selbstsüchtigen Wünschen und Zerstreuungen des seelenlosen Materialismus. Das Licht wird uns eine neue Weise des Seins anbieten, ein neues Bewusstsein unserer göttlichen Natur. Und doch müssen wir, wie bei allen Übergängen, etwas opfern—unsere Bindung an den Materialismus, unseren Fokus auf uns selbst unter Ausschluss des Ganzen. Im Augenblick gibt es noch eine Brücke zwischen den Welten, noch einen Weg, von der Dunkelheit ins Licht zu wechseln. Bald wird die innere Kluft zu groß und die Zeit der Wahl abgelaufen sein. Noch aber ruft uns in dieser Zeit des Übergangs, während die Menschheit ihren selbstzerstörerischen Albtraum steigert, das Licht des Heiligen und noch können wir antworten.