Beten ist ein Weg mit dem Göttlichen zu sein -- sei es das Beten, das aus der Not heraus entsteht, in dem wir Gott von unseren Bedürfnissen erzählen, bis hin zu dem tieferen Gebet, das uns jenseits aller Worte in die Einheit und Stille im Herzen bringt.
In diesem Video geht es um die Einfachheit des „Herzensgebets“:
PRAYER – Llewellyn Vaughan-Lee from Working with Oneness on Vimeo.
Beten ist die einfachste und natürlichste Weise, mit dem Göttlichen zu kommunizieren. Beim Beten spricht das Herz. Es gibt die festgelegten Gebete, die Rituale innerer Kommunion. Und es gibt unsere persönlichen Gebete, unsere ganz eigene Weise mit dem Heiligen zusammen zu sein, das unsere tiefste Natur und die der Welt um uns herum ist. In der gegenwärtigen Zeit besteht die dringende Notwendigkeit, die Erde in unsere Gebete einzuschließen, ganz gleich, wie wir uns zum Beten hingezogen fühlen.
Wir leben in einer Zeit der Umweltzerstörung, in der sich unsere materialistische Kultur auf unser Ökosystem verheerend ausgewirkt hat. Unsere Flüsse sind vergiftet, die Regenwälder abgeholzt und niedergebrannt, weite Landstriche aufgrund unserer unersättlichen Gier nach Öl, Gas und Mineralien in Ödland verwandelt. Wir haben die Erde verschmutzt, geschändet und geplündert, so dass sie sich jetzt in einem gefährlichen Zustand des Ungleichgewichts befindet, den wir Klimawandel nennen. Wenn wir es wagen hinzuhören, ist es die Schöpfung selbst, die jetzt nach uns ruft und uns Zeichen ihres Ungleichgewichts schickt. Wir können diese Zeichen in den zunehmenden Überschwemmungen und Dürren erkennen, in den Böden fühlen, die durch Pestizide vergiftet wurden, und jene, deren Herzen offen sind, hören vielleicht den Schrei der Weltseele, des spirituellen Wesens unserer Mutter, der Erde. Es ist ein Schrei der Not und Verzweiflung darüber, dass die Menschheit, die dazu bestimmt war, die Hüterin des Planeten zu sein, ihre Verantwortung vergessen hat und die Erde stattdessen in einem globalen Ausmaß entheiligt und zerstört.
Die Erde braucht unsere Gebete mehr, als uns bewusst ist. Sie braucht es, dass wir ihre heilige Natur anerkennen und sie nicht als etwas betrachten, das man benutzt und dann wegwirft. Viele von uns wissen um die Wirksamkeit des Gebets für andere, wie Heilung und Hilfe gegeben werden, sogar auf höchst unerwartete Weisen. Es gibt viele Wege, für die Erde zu beten. Es kann hilfreich sein zunächst anzuerkennen, dass die Erde nicht bloß „tote Materie“ ist, sondern ein lebendiges Wesen, das uns das Leben geschenkt hat. Dann können wir ihr Leid fühlen: Das physische Leiden, das wir in den aussterbenden Arten und den verunreinigten Gewässern sehen, und das tiefere Leiden an unserer kollektiven Missachtung ihrer heiligen Natur. Würden wir es wollen, lediglich als physisches Objekt behandelt zu werden, das benutzt und missbraucht wird? Würden wir es wollen, dass unsere heilige Natur, unsere Seele geleugnet wird?
Über Jahrhunderte war man sich dessen bewusst, dass die Erde ein lebendiges Wesen mit einer Seele ist, und dass wir Teil dieses Wesens sind. Sobald wir dies in unserem Verstand und unserem Herzen wieder erinnern und sobald wir den Schrei unserer leidenden und sterbenden Welt wieder hören, werden unsere Gebete leichter und natürlicher fließen. Wir werden das Bedürfnis verspüren, auf unsere ganz eigene Weise zu beten. Ein einfacher Weg des Betens ist, dass wir die Welt als lebendiges Wesen in unsere Herzen hinein nehmen und uns dann dem Göttlichen übergeben. Wir erinnern uns tief in unserem Herzen an den Kummer und das Leiden der Welt und bitten darum, dass sich Gott an die Welt erinnern möge und Seine Gnade und Barmherzigkeit dorthin fließen, wo sie gebraucht werden. Und obwohl wir weiterhin die Welt so schlecht behandeln, beten wir darum, dass die göttliche Gnade uns und der Welt helfen möge, sie wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Wir müssen uns daran erinnern, dass die Macht des Göttlichen größer ist als die aller Konzerne der Welt, die weiter die Welt in ein Ödland verwandeln. Und dass sie stärker ist als die globalen Kräfte des Konsums, die dem Planeten den Lebenssaft aussaugen. Wir beten darum, dass das Göttliche, zu dem wir alle gehören, diese wunderbare und leidende Welt erlösen und heilen möge.
Manchmal ist es einfacher zu beten, wenn wir die Erde in unseren Händen fühlen, im Garten arbeiten und uns um die Blumen oder das Gemüse kümmern. Oder wenn wir fürs Kochen das Gemüse putzen, das uns die Erde geschenkt hat, und die Kräuter und Gewürze, die wir mögen, in das Essen geben. Oder beim Liebesakt, wenn wir unseren Körper und unsere Seligkeit mit unserem Liebsten teilen, spüren wir vielleicht die Zärtlichkeit und Kraft der Schöpfung und dass ein einziger Funke Leben hervorbringen kann. Dann kann unser Akt der Liebe ein unmittelbares Geschenk an das Leben sein, eine vollständig empfundene Erinnerung an die Ekstase der Schöpfung.
Die göttliche Einheit ist in uns und überall um uns herum. Manchmal, wenn wir allein in der Natur spazieren gehen, können wir ihren Herzschlag und ihre Wunder fühlen und unsere Schritte werden zu Schritten der Erinnerung. Die einfache Übung ‚auf heilige Art und Weise zu gehen’, indem wir mit jedem Schritt die Verbindung zur heiligen Erde fühlen, ist ein Weg, sich mit dem lebendigen Geist der Erde zu verbinden.
Es gibt so viele Möglichkeiten, für die Schöpfung zu beten und mit ihr nach innen zu lauschen und die Erde in unsere spirituelle Praxis einzubeziehen. Das einfache Wunder eines Sonnenaufgangs zu beobachten, kann bereits ein Gebet sein. Oder wenn wir am Morgen den Chor der Vogelstimmen hören, empfinden wir vielleicht diese tiefere Lebensfreude und erwachen zur göttlichen Natur der Schöpfung -- während uns nachts die Sterne an das Unendliche und Ewige in uns und in der Welt erinnern können. Was auch immer uns zum Staunen oder Beten bringt, es kommt immer auf die innere Haltung an, die wir bei diesem innigen Austausch einnehmen, nämlich, ob unsere Gebete von Herzen kommen oder lediglich mentale Wiederholungen sind.
Unsere Gebete werden immer vom Herzen gehört, selbst wenn wir erst einmal mit den Füßen oder Händen die Verbindung mit der Erde aufnehmen. Fühlen wir wirklich ihr Leiden, spüren wir ihre Not? Fühlen wir diese Verbindung zur Schöpfung, begreifen wir, wie wir Teil dieses wunderbaren und leidenden Wesens sind? Dann sind unsere Gebete lebendig, ein lebendiger Strom, der aus unseren Herzen fließt. Dann wird jeder Schritt und jede Berührung ein Gebet für die Erde sein, eine Erinnerung an das, was heilig ist. Wir sind Teil der Erde, die nach ihrem Schöpfer ruft, die in der Zeit ihrer Not aufschreit.
See also "Prayer", talks by Llewellyn Vaughan-Lee
from the June 2011 Retreat at the Omega Institute, Rhinebeck, New York (Englisch).